Unsere Praxis

Nachdem die „alte“ Praxis in der Schulstr. 5 zu klein für uns wurde, sind wir im Herbst 2020 in das neue Gesundheitszentrum am Marktplatz 3 gezogen. Direkt im Ortskern von Marktl können wir uns nun auf über 260m2 um das Wohl unserer Patienten kümmern. Neben einer guten Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel stehen zusätzlich über 100 Parkplätze für und um das Gebäude zur Verfügung. Ein barrierefreier Zugang zu allen Räumlichkeiten ist gewährleistet.

Was einmal war – Für den interessierten Leser:

Die folgenden Artikel wurden aus den Marktler Geschichtsblättern (Der Gasthof Strasser 43. Jahrgang, 1. Halbjahr 2019; Ärzte in Marktl 42. Jahrgang, 1. Halbjahr 2018) teilweise gekürzt übernommen.

Dieser Artikel erschien anlässlich des geplanten Abriss des „‚Straßers“, ehemaliger Gasthof „Zur Post“

Der Gasthof Strasser

Text: Traudi Unterbuchberger

Nun ist es soweit. Der „Straßer“, ehemaliger Gasthof „Zur Post“ wird abgebrochen. Ein Gebäude das über 166 Jahre das Ortsbild von Marktl geprägt hat. Der sog. Kapsner-, Kaltner-, Geigenberger-, Ranzinger- oder Veigl-Bräu war bis anfangs 1900 von alters her eine Brauerei und der größte Wirtschaftsbetrieb im Markt Marktl.

1852 wurde der Gasthof vom damaligen Besitzer Anton Geigenberger nach einem Brand im „Maximilianischen Stil“ neu erbaut. {…}. Das Altöttinger Franziskushaus ist jetzt in unserem Landkreis das einzige noch erhaltene Gebäude in diesem Baustil.

Viele Vorbesitzer verwalteten das Anwesen, bis 1909 der Güterhändler Lemle Samson aus Fischbach bei Augsburg, Amtsgericht Zusmarshausen, den ganzen Besitz mit noch 145 Tagwerk Grundbesitz erwarb. Er ließ die Brauerei auf und zerteilte den Wirtschaftskomplex. Einige Marktler Bauern und Gütler konnten dadurch Grundstücke erwerben. Das Hauptgebäude mit Landwirtschaft und restlichen Grund ging durch Kauf 1909 an Karl und Monika Straßer, geb. Lex über, die damals den Oberbräu gepachtet hatten.

Unter der Herrschaft der Familie Straßer wurden einige Baumaßnahmen unternommen. So wurde der riesige Dachboden in kleine Wohnparzellen umgebaut und 1925 erfolgte der Bau des Saales, der zur 500-Jahrfeier des Marktes Marktl 1927 fertiggestellt wurde. Unzählige, unvergessene Veranstaltungen wurden hier abgehalten. Sogar ein Kino wurde später eingerichtet. Viele Vereine fanden hier eine Herberge, z.B.: der Radfahrerverein, der Motorsportclub, die Feuerwehr, der TSV und später bei Anni Schütz (ca. 1980) die Bier- und Sportfreunde.

{…}. So befand sich in den früheren Zeiten auch die Praxis und Wohnung von Dr. Ulrich Schmid dort. {…}.

Nachdem der Gaststättenbetrieb nach der letzten Wirtin Anni Schütz aufgelassen worden war und die zuletzt im Haus untergebrachten Flüchtlinge aus Bosnien (Kosovokrieg) wieder in ihre Heimat zurückgekehrt waren, verfiel das markante Haus immer mehr. Nun kann man nur hoffen, dass ein guter, ins Ortsbild passender Neubau entsteht.

Ärzte in Marktl

Text: Josef Strasser

Immer weniger Mediziner sind bereit, sich als Arzt in ländlichen Gebieten nierderzulassen. Vor allem im hausärztlichen Bereich gibt es oft erhebliche Schwierigkeiten einen Nachfolger zu finden. Die Gründe dafür sind vielfältig: Budgetierung, zunehmende Bürokratisierung, unregelmäßige Arbeitszeiten und schwache Infrastruktur auf dem Land gehören sicher dazu. Laut Ärztekammer gibt es in Deutschland mehr Ärzte als je zuvor. Während es im Jahr 1990 ungefähr 240.000 berufstätige Ärzte gab, stieg diese Zahl bis ins Jahr 2017 auf fast 380.000 an. Von diesen Zahlen profitieren hauptsächlich die Städte, denn es gibt ein ausgeprägtes Stadt-Land-Gefälle. Das bedeutet in den Städten herrscht eher eine Überversorgung, auf dem Land dagegen eine Unterversorgung.

In Marktl sind wir in der glücklichen Lage ärztemäßig sehr gut versorgt zu sein. Wie diese Entwicklung vor etwa 150 Jahren begann, möchte ich im folgenden Beitrag darlegen. Auch damals war eine ähnliche Situation wie heute! Es gab nämlich auch da bereits ein sehr starkes Stadt-Land-Gefälle. Ursache war die schlechte Bezahlung der Ärzte auf dem Land, da die Patienten noch keine Krankenversicherung hatten und den Arzt manchmal mit Naturalien bezahlten. In der Stadt gab es mehr zahlungskräftige Leute.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts schritt die Entwicklung in der Medizin stetig voran. Jede Stadt wollte einen akademisch gebildeten Arzt in ihren Mauern zur Verfügung haben. Auch kleinere Gemeinden wie Marktl bemühten sich bei der königlichen Regierung um die Niederlassung eines Arztes. Bei uns war es Dr. Wolfgang Wallinger aus Postmünster, der sich 1870 als erster Arzt in Marktl niederließ. Doch bereits ein Jahr später starb er, 63 Jahre alt, an Wassersucht (sic.: Herzschwäche). Den dringenden Wunsch der Marktgemeinde einen Nachfolger zu bekommen, bezeugt ein Schreiben, das die Gemeinde 1873 an die königliche Regierung von Oberbayern richtete.

Schon zwei Jahre sehnt sich die gehorsamst unterfertigte Gemeinde nach einem Arzt ohne jemals die Hoffnung hegen zu dürfen, einen solchen zu erlangen. Denn jeder Arzt erkundigt sich, was die Gemeinde an Sustentation beitrage. Nun hat sich die Gemeinde durch den Beschluss vom 12.01.1873 wohl entschlossen, trotz der sie schon ohnehin drückenden Schuldenlast einem jeweiligen Arzt eine jährliche Wohungsentschädigung von 100 Gulden zu reichen. Da dies nicht hinreicht, so sieht untertänigst gehorsame Gemeinde ihre einzige Rettung in der Hilfe der königlichen Regierung und flehe daher: „Königliche Regierung von Oberbayern wolle huldvollste geruhen, der gehorsamst unterfertigten Marktgemeinde Marktl einen jährlichen Zuschuss von 200 gülden als Sustentation eines Arztes angedeihen lassen“

Der Text ist ein Musterbeispiel an Anschauung, wie damals das Verhältnis der Landgemeinden zur Obrigkeit war. Als Sustentation bezeichnete man einen Zuschuss, den die Gemeinde einem Arzt zukommen ließ. Die Regierung genehmigte tatsächlich die Zahlung von 200 Gulden; zusammen mit den 100 Gulden der Gemeinde hatte also der Arzt einen Jahreslohn von 300 Gulden. Dazu kamen die Einnahmen aus der „Handapotheke“, vorausgesetzt der betreffende Arzt durfte sie betreiben. Damals gab es nämlich auf dem Land kaum Apotheken, der Arzt war zugleich auch Apotheker, d.h. er durfte notwendige Arzneien führen und verkaufen. Marktl erhielt erst 1949 die erste selbstständige Apotheke. Die oben genannten sicheren Einnahmen sollten Anreiz für einen Arzt sein, sich in Marktl niederzulassen. Das Gesuch hatte Erfolg. Marktl bekam 1873 einen neuen Arzt, der sich im Amtsboten folgendermaßen vorstellte:

Ärztliche Anzeige:

Der gefertigte beehrt sich anzuzeigen, daß er sich in Marktl niedergelassen und seine Praxis für alle Fälle der Heilkunde und Geburtshilfe begonnen hat. Marktl am 02.April 1873

L.Plan emerit. k.k. Oesterreichischer Feldarzt und Rußischer Feldarzt und Bayerischer Landarzt

Quellen: Zeitungsartikel: Archiv Heimatbund Marktl

Dr. Ludwig Plan arbeitete bis 1884 in Marktl. Ein Jahr später wurde Dr. Josef Stupfer sein Nachfolger. Er war bereits 72 Jahre alt und konnte 1889 in Burghausen sein 50-jähriges Doktorjubiläum, verbunden mit der Goldenen Hochzeit, feiern. 1893 wird ein Dr. Friedrich Drexler in Marktl als Arzt genannt. Er trat scheinbar als Konkurrent zum älteren Kollegen auf. In einem Brief an das königliche Bezirksamt bittet er, eine Handapotheke führen zu dürfen und begründet diesen Antrag mit der Unzufriedenheit der Marktler Bürger mit dem angestammten Arzt.

An das kgl. Bezirksamt Altötting Marktl, den 23.6.1893

Betreff: Bitte um Bewilligung der Führung einer Handapotheke

Der gehorsamste Unterzeichnete hat gestern daheim seine ärztliche Praxis eröffnet. Da nun die Verhältnisse dahier so beschaffen sind, daß einerseits dem 2. Ärzte die Ausübung der Praxis ohne eigene Handapotheke wesentlich erschwert ist, andererseits aber die Einwohnerschaft mit der Erfüllung des längst gehegten Wunsches nach Niederlassung einer jungen ärztlichen Kraft gedient ist, indem Herr Dr. Stuffler, wie sich in der Unterzeichnete schon bei den Patienten überzeugt hat und die Gemeindeverwaltung Marktl jederzeit zu bekräftigen geneigt ist, hier in keiner Weise die erforderliche Sympathie genießt, so wagt der gehorsamst Unterzeichnete an ein hohes kgl. Bezirksamts die ganz ergebenste Bitte um baldige gnädige Conzession zur Führung einer Handapotheke zu richten. Diese fragliche Apotheke wird vom Apotheker Mossats in München absolut den Vorschriften und den Anforderungen der neusten Zeit, besonders der Ära der Antiseptik entsprechend eingerichtet.

Einem sehr hohen Königlichen Bezirksamte gehorsamster 

Friedrich Drexler, Praktischer Arzt in Marktl

Quellen: J. Seidl-Ainöder: Ärzte in Marktl – Informationsbroschüre der Deutschen Ärztekammer

Dem Gesuch wurde nicht stattgegeben. Vermutlich konnte sich Dr. Drexler nicht durchsetzen, denn nach nur drei Jahren wird ein neuer Arzt, Dr. Joseg Lengfellner, genannt. Dieser blieb aber nur vier Jahre am Ort. Genau um die Jahrhundertwende übernahm Dr. Karl Weisenmüller die Arztpraxis in Marktl. 24 Jahre lang betreute er die Menschen im Umkreis von Marktl. Am 12. September 1914 wurde er zur mobilen Armee einberufen. Er war Stabsarzt der Reserve. Aushilfe leistete in dieser Zeit Dr. Kolb aus Neuötting, der wöchentlich zweimal nach Marktl kam und in der Wohnung des Dr. Wiesenmüller Sprechstunde abhielt. Dr. Wiesenmüller verstarb 1924. Nachfolger wurde Dr. Hans Hochholzer aus Neuötting (…). Dr. Hochholzer durfte die Hausapotheke führen, (…). Er praktizierte bis ins Jahr 1959.

1947 wurde in Marktl eine zweite Arztpraxis eröffnet. Dr. Ulrich Schmidt, ein gebürtiger Burghauser, richtete am Marktplatz im Gasthof Strasser eine Praxis ein. Er praktizierte 30 Jahre lang im Marktl, war weiterhin bekannt wegen seines Humors und seiner bodenständigen Art. 1957 erbaute er an der Bahnhofstrasse eine neue Praxis, die heute noch besteht. Nachfolger wurde 1977 sein Sohn Dr. Wilhelm Schmidt, dieser wiederum übergab sie 2004 seiner Tochter Dr. Brigitte Schmidt. Zusammen führten sie die Praxis bis 2009. Sein Nachfolger wurde Dr. Rieder

Dr. Preißler übernahm 1959 die Praxis von Herrn Dr. Hochholzer. Später verlegte er sie in ein neu errichtetes Gebäude an der Robert-Koch-Straße. (…) 1984 übergab er die Praxis an Dr. Wilhelm Stein und Dr. Theobald Sutor. Diese erwarben das alte Schulhaus und richteten dort ihre Behandlungsräume ein. 1996 beteiligt sich Frau Dr. Mariana Todica bei der Praxisgemeinschaft. Von 1992 bis 1996 arbeitete Frau Gabrielle Weideneder als Ärztin in der Praxis mit.

Übersicht:

  • 1870 Dr. Wolfgang Wallinger
  • 1873 Dr. Ludwig Plan
  • 1885 Dr. Josef Stuffler
  • 1896 Dr Josef Lengfellner
  • 1900 Dr. Karl Wiesenmüller
  • 1924 Dr. Hans Hochholzer
  • 1947 Dr. Ulrich Schmid
  • 1959 Dr. Karl Preißler
  • 1977 Dr. Wilhelm Schmidt
  • 1984 Dr. Wilhelm Stein & Dr. Theobald Sutor
  • 1996 Dr. Mariana Todica
  • 2004 Dr. Brigitte Schmidt
  • 2009 Dr. Martin Rieder
  • 2021 Dr. Marion Neubauer & Dr. Dominic Sutor

Quellen: J. Seidl-Ainöder: Ärzte in Marktl – Informationsbroschüre der Deutschen Ärztekammer – Zeitungsartikel: Archiv Heimatbund Marktl

Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Josef Strasser – an dieser Stelle einen herzlichen Dank!

Sprechzeiten Mo.- Fr. von 07:30 – 11:30, Nachmittags Mo. – Do. von 15:30 – 17:30 sowie nach Vereinbarung